Edward Hopper: Biografie, Leben und berühmte Werke des amerikanischen Malers des Realismus

Hoppers einzigartiger Blick auf das moderne Leben im 20. JHD.

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Edward Hopper, Gas, 1940, Öl auf Leinwand, 66,7 x 102,2 cm, The Museum of Modern Art, New York, Mrs. Simon Guggenheim Fund © Heirs of Josephine Hopper / 2019, ProLitteris, Zürich Foto: © 2019 Digital image, The Museum of Modern Art, New York / Scala, Florence

Edward Hopper: Biografie. Leben und berühmte Werke. Hopper (1882 bis 1967)  war ein amerikanischer Maler des Amerikanischen Realismus. Seine weltberühmten Werke, Gemälde, Aquarelle und Landschaftsbilder sind Ausdruck eines einzigartigen Blicks auf das moderne Leben. Mit seinen eindrucksvollen Sujets, seiner souveränen Bildsprache und seinem virtuosen Farbenspiel prägt Hopper bis heute das Bild Amerikas in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Das Hopper Werk Gas, eines der bekanntesten Hopper-Bilder und Kunstwerke wurde 1942 vom Museum of Modern Art angekauft.

Edward Hopper Biografie, 1882 bis 1898, Herkunft und Familie

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Edward Hopper, Lee Shore, 1941, Öl auf Leinwand 71,8 x 109,2 cm, Privatsammlung © Heirs of Josephine Hopper / 2019, ProLitteris, Zürich, Foto: © 2019. Photo Art Resource /Scala, Florence

Edward Hopper wird am 22. Juli 1882 in Nyack, New York, einer kleinen, vom Schiffsbau geprägten Stadt am Hudson River geboren. Als jüngeres von zwei Kindern wächst er in einer bildungsbürgerlichen Familie auf, die der örtlichen Baptistengemeinde angehört. Durch seinen Vater, Garret Henry Hopper, wird Edwards Interesse an englischer, französischer, russischer und deutscher Literatur geweckt. Seine Mutter, Elizabeth Griffiths Smith Hopper, ermutigt Edward und seine Schwester Marion Louise, ihren künstlerischen Neigungen nachzugehen. Bereits mit fünf Jahren macht sich Edward Hoppers grosses zeichnerisches Talent bemerkbar, das er während seiner Schulzeit weiterentwickelt. In einem seiner frühesten Ölgemälde, der um 1898 geschaffenen Darstellung eines Segelschiffs, spiegeln sich die lebenslang andauernde Faszination für das Meer und sein zunächst gehegter Berufswunsch des Schiffsbauingenieurs wider. Die aktuelle Hopper-Ausstellung 2020 in der Fondation Beyeler → … focussiert sich auf Hoppers Landschaftsbilder.

„Mein Ziel beim Malen hat stets in der möglichst exakten Übertragung meiner intimsten Eindrücke der Natur bestanden.“ Edward Hopper, „Notes on painting”, 1933

Ausbildung zum Künstler, 1899 bis 1905

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Edward Hopper, Second Story Sunlight, 1960, Öl auf Leinwand, 102,1 x 127,3 cm, Whitney Museum of American Art, New York; Purchase, with funds from the Friends of the Whitney Museum of American Art © Heirs of Josephine Hopper / 2019, ProLitteris, Zürich Foto: © 2019. Digital image Whitney Museum of American Art / Licensed by Scala

Nach dem Abschluss an der Nyack High School beginnt Hopper eine künstlerische Ausbildung. Den Berufsweg eines Malers hält seine Familie für zu unsicher, weshalb er sich 1899 an der Correspondence School of Illustrating, New York City, im Fach Werbegrafik einschreibt. Nach einem Jahr wechselt er an die New York School of Art. Dort studiert er zunächst Werbegrafik bei Frank Vincent DuMond und Arthur I. Keller. Ab 1901 besucht er die Malereiklasse bei William Merritt Chase, Robert Henri und Kenneth Hayes Miller. Deren ausdrückliche Ermutigung zum Studium der unmittelbaren Umgebung und zur Umsetzung der eigenen Eindrücke im realistischen Malstil ist prägend für die Entwicklung von Hoppers charakteristischer Bildsprache. Seine Klassenkameraden, mit denen ihn teilweise eine lebenslange Freundschaft verbindet, sind George Bellows, Guy Pène du Bois, Patrick Henry Bruce, Walter Pach, Walter Tittle und Rockwell Kent. Hopper gilt als talentierter und beliebter Schüler; 1903 erhält er ein Begabtenstipendium für das Zeichnen nach dem Modell und den Malereipreis der Schule, 1904 wird er von der Schule mit dem Wochenendunterricht im Zeichnen nach dem Modell, Skizzieren, Malerei und in Komposition betraut.

„Kunst ist in so hohem Mass ein Ausdruck des Unbewussten, dass mir scheint, dass sie dem Unbewussten das Wichtigste verdankt und das Bewusstsein nur eine untergeordnete Rolle spielt.“ Edward Hopper, Brief an Charles H. Sawyer, 19. Oktober 1939

Tätigkeit als Illustrator und Werbegrafiker

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Edward Hopper, Cape Cod Morning, 1950 Öl auf Leinwand, 86,7 x 102,3 cm, Smithsonian American Art Museum, Gift of the Sara Roby Foundation © Heirs of Josephine Hopper / 2019, ProLitteris, Zürich, Foto: Smithsonian American Art Museum, Gene Young

Um seinen Lebensunterhalt zu sichern, arbeitet Hopper jahrelang als freier Illustrator und Grafiker für New Yorker Werbeagenturen wie C. C. Phillips & Co. und Sherman and Bryan. Teilweise muss er Aufträge einwerben und sich auch bei Fachzeitschriften oder Magazinen verdingen. Es ist eine Tätigkeit, die ihm wenig Freude bereitet, weil er in seinen Themen fremdbestimmt ist und sich lieber seiner eigenen künstlerischen Arbeit widmen würde. In der Werbegrafik greift er aber häufig Motive auf, die auch in seinen unabhängigen Zeichnungen, Radierungen, Aquarellen und Ölgemälden vorkommen: Boote, Züge und Kinosäle. Edward Hopper Biografie, Werke und Zitate:

„Was ich wollte, war, Sonnenlicht auf einer Hauswand zu malen.“ Hopper im Gespräch mit Lloyd Goodrich, April 1946

Paris-Reisen und Umzug nach New York City, 1906 bis 1910

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Edward Hopper, Cape Ann Granite, 1928, Öl auf Leinwand, 73,5 x 102,3 cm, Privatsammlung © Heirs of Josephine Hopper / 2019, ProLitteris, Zürich, Foto: Christie’s

Im Oktober 1906 reist Hopper für zehn Monate nach Europa. Er hält sich lange in Paris auf und ist fasziniert von der Stadt und ihren Bewohnern. Ausser zu seinem ehemaligen Klassenkameraden Patrick Henry Bruce, der zur gleichen Zeit in Paris ist, sucht er wenig Kontakt zu anderen Künstlern oder den Intellektuellenzirkeln der Avantgarde. Bei seinen häufigen Ausstellungsbesuchen sieht er jedoch unter anderem Werke von Gustave Courbet, Paul Cézanne, Albert Marquet, Alfred Sisley, Pierre-Auguste Renoir und Camille Pissarro. Die meiste Zeit malt und zeichnet er Pariser Strassenszenen entlang der Seine, wobei seine Malweise vom lockeren Pinselstrich und der hellen Farbigkeit der Impressionisten beeinflusst ist. Er besucht auch London, Amsterdam, Berlin und Brüssel, bevor er im August 1907 von Paris aus nach New York zurückkehrt. 1908 zieht Hopper endgültig von Nyack nach New York. Edward Hopper Biografie, 1906-1910.

„Wäre es in Worte zu fassen, gäbe es keinen Grund zu malen.“ Interview mit Hopper in Time Magazine Vol. LXVIII, Nr. 26, 24. Dezember 1956

Edward Hopper – Erste Gruppenausstellung

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Edward Hopper, Burly Cobb’s House, South Truro, 1930–1933, Öl auf Leinwand, 64,1 x 92,1 cm, Whitney Museum of American Art, New York, Vermächtnis Josephine N. Hopper © Heirs of Josephine Hopper / 2019, ProLitteris, Zürich Foto: © 2019. Digital image Whitney Museum of American Art / Licensed by Scala

Mit 26 Jahren nimmt er erstmals an einer Gruppenausstellung, Exhibition of Paintings and Drawings by Contemporary American Artists, teil, die von ehemaligen Henri-Schülern in New York organisiert wird. Er zeigt drei Ölgemälde, die während seines Paris-Aufenthalts 1907 entstanden sind. Keines davon wird verkauft oder von der Presse besprochen. Die Einkünfte aus der Arbeit als Grafiker ermöglichen ihm zwei weitere Europareisen. Von März bis Juli 1909 ist er in Paris, wo er in Zeichnungen und Gemälden, wie zum Beispiel in Valley of the Seine (Kat. S. 23), bereits das Landschaftsthema aufgreift, das Spiel von Licht und Schatten als starkes Ausdrucksmittel entdeckt und sich – etwa in Le Bistro oder The Whine Shop (Kat. S. 24) – einer wesentlich strengeren und gefassteren Formensprache als noch in den locker skizzierten Gemälden von 1907 bedient. 1910 mietet der Maler ein Atelier an der 53 East 59th Street. Er verbringt die meiste Zeit allein, liest viel und geht oft ins Kino. Im April nimmt er mit dem Ölgemälde Le Louvre et la Seine (1907) an der von John Sloan und Robert Henri organisierten Ausstellung Exhibition of Independent Artists teil. Das Bild wird nicht verkauft. Seine dritte und letzte Europareise führt ihn von Mai bis Anfang Juli erst nach Paris und dann nach Spanien.

Neue Motive: Aufenthalte in Maine und Massachusetts, 1912 bis 1914

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Edward Hopper, Square Rock, Ogunquit, 1914, Öl auf Leinwand, 61,8 x 74,3 cm, Whitney Museum of American Art, New York, Vermächtnis Josephine N. Hopper © Heirs of Josephine Hopper / 2019, ProLitteris, Zürich, Foto: © 2019. Digital image Whitney Museum of American Art / Licensed by Scala

Den Sommer 1912 verbringt Hopper gemeinsam mit seinem Studienfreund Leon Kroll in Gloucester, Massachusetts. Auch während der Sommermonate der darauffolgenden Jahre fährt er regelmässig nach Massachusetts und Maine. Nach einigen erfolglosen Ausstellungsbeteiligungen zeigt Hopper 1913 sein Ölgemälde Sailing (1911) in der New Yorker Armory Show (International Exhibition of Modern Art); das Bild wird verkauft. Es bleibt der einzige Verkauf eines Ölgemäldes für die kommenden zehn Jahre. Im Herbst stirbt Edward Hoppers Vater Garret in Nyack. Im Dezember bezieht Hopper Räumlichkeiten am 3 Washington Square North in New York City, in denen er den Rest seines Lebens wohnen und arbeiten wird. Das Gebäude steht in einem von Künstlern, Schriftstellern und Intellektuellen frequentierten Bezirk. Hopper lebt jedoch sehr zurückgezogen. Er beginnt Rechnungsbücher über seine Gemälde, Verkäufe und sonstigen Einkünfte zu führen, wobei er die Gemälde stets als Zeichnungen abbildet. Den Sommer 1914 verbringt der Künstlerin Ogunquit, Maine. Es entstehen mehrere Ansichten der Felsküste, in denen sich das starke Interesse des Künstlers an Farbwirkungen und an der Darstellung von Licht und Schatten manifestiert. Eines der dort geschaffenen Bilder, Road in Maine (Kat. S. 27), wird in der Montross Gallery, New York City, und damit zum ersten Mal in einer kommerziellen Galerie ausgestellt. Sein Einkommen bezieht Hopper in diesem Jahr unter anderem aus einem Auftrag der US Printing & Litho Co., für die er Filmplakate entwirft. Edward Hopper Biografie.

Erfolge mit der Radierung und erste Landschaftsaquarelle, 1915 bis 1923

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Edward Hopper, Cobb’s Barns, South Truro, 1930–1933, Öl auf Leinwand 87,2 x 127,2 cm, Whitney Museum of American Art, New York, Vermächtnis Josephine N. Hopper © Heirs of Josephine Hopper / 2019, ProLitteris, Zürich Foto: © 2019. Digital image Whitney Museum of American Art / Licensed by Scala

1915 erlernt Hopper die Technik der Radierung. In den folgenden Jahren entstehen über 50 Arbeiten in diesem Medium, mit denen er sich nach und nach einen Namen als Künstler macht. Im Februar stellt er seine Ölgemälde New York Corner (1913) und Soir Bleu (1914) im MacDowell Club aus. Seine Werke werden zum ersten Mal von Kritikern besprochen, wobei New York Corner positiv aufgenommen wird. Schlechte Kritiken zu Soir Bleu hingegen veranlassen ihn, französische Bildthemen in seiner Malerei aufzugeben und nur noch als Radierungen umzusetzen. Im Sommer reist Hopper wie Henri und Bellows nach Ogunquit. Die Sommermonate der Jahre 1916 bis 1919 verbringt er dagegen auf Monhegan Island, Maine, wo er die felsige Küste, aber auch Strassenansichten festhält. 1916 kauft Hopper sich eine eigene Druckerpresse. 1918 gewinnt er den ersten Preis der United States Shipping Board Emergency Fleet Corporation für sein Poster Smash the Hun, mit dem er thematisch dem Zeitgeist Rechnung trägt und grosses Interesse auf sich zieht. Guy Pène du Bois, ein Freund Hoppers aus der Kunstschule, bespricht dessen im MacDowell Club ausgestellte Radierungen in einem Zeitungsartikel. Er verfasst fortan regelmässig Kritiken zu Hoppers Werken und trägt dadurch wesentlich zu dessen steigendem Bekanntheitsgrad bei. Edward Hopper Biografie.

Whitney Museum of American Art

Durch Pène du Bois’ Vermittlung wird Hopper Mitglied im von Gertrude Vanderbilt Whitney und Juliana Force gegründeten Whitney Studio Club, der zu diesem Zeitpunkt eines der lebendigsten kulturellen Zentren des Landes ist. Die Ankäufe zeitgenössischer Kunst, die Whitney und Force tätigen, werden den Grundbestand des 1931 eröffneten Whitney Museum of American Art bilden. 1920 findet im New Yorker Whitney Studio die erste Einzelausstellung des mittlerweile 37-jährigen Hopper statt. Gezeigt werden Grafiken, Aquarelle und 16 Ölgemälde, von denen die Mehrzahl aus der Pariser Zeit des Künstlers stammt. In der Ausstellung wird nichts verkauft, und sie findet auch nur wenig Beachtung in der Presse. In seinen Radierungen konzentriert sich Hopper auf die Darstellung landestypischer amerikanischer Architektur, die später auch Eingang in viele seiner Gemälde finden wird. 1921 und 1922 sind Hoppers Werke in mehreren Ausstellungen, unter anderem in Washington und New York, vertreten. 1922 beginnt zudem Hoppers Freundschaft mit John Dos Passos, einem der literarischen Hauptvertreter der amerikanischen Moderne, der mit seiner Frau Katy ins gleiche Haus am Washington Square einzieht. Obwohl seine druckgrafischen Arbeiten mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurden, stellt Hopper 1923 seine – mit Ausnahme zweier Arbeiten aus dem Jahr 1928 – letzte Gruppe von Radierungen her. Er sieht sich selbst als Maler und möchte als solcher Anerkennung finden. Im selben Jahr trifft Hopper während des Sommeraufenthalts in Gloucester Josephine Verstille Nivison (1883–1968) wieder, die er bereits von der Kunstschule kennt. Gemeinsam unternehmen sie Malausflüge, bei denen der Künstler, auf Anregung Nivisons, seine ersten Landschaftsaquarelle anfertigt. Gegen Ende des Jahres wird in einer Ausstellung im Brooklyn Museum eines seiner Aquarelle für 100 Dollar verkauft. WHITNEY

Wachsende Anerkennung als Maler, 1924 bis 1934

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Edward Hopper, Railroad Sunset, 1929 Öl auf Leinwand, 74,5 x 122,2 cm, Whitney Museum of American Art, New York; Josephine N. Hopper Bequest © Heirs of Josephine Hopper / 2019, ProLitteris, Zürich, Foto: © 2019. Digital image Whitney Museum of American Art /Licensed by Scala

Im Juli 1924 heiraten Josephine und Edward; Pène du Bois ist Hoppers Trauzeuge. Die Frank K. M. Rehn Galleries ermöglichen ihm im November mit 42 Jahren seine erste Einzelausstellung in einer kommerziellen Galerie, in der 16 Aquarelle verkauft werden. Hopper bleibt dieser Galerie sein Leben lang verbunden. Der zunehmende Erfolg als Künstler gestattet es ihm 1925, seine Tätigkeit als Werbeillustrator aufzugeben. Das Metropolitan Museum of Art erwirbt 15 Radierungen, und er verkauft zum ersten Mal ein Ölgemälde (Apartment Houses [1923]) an ein Museum, die Pennsylvania Academy of the Fine Arts in Philadelphia. Von April bis September unternehmen die Hoppers ihre erste Zugreise quer durchs Land mit Aufenthalten in Colorado und Santa Fe, New Mexico, wo über zehn Aquarelle entstehen. Der Künstler malt in diesem Jahr auch die Ölbilder The Bootleggers (Kat. S. 69) und House by the Railroad. Letzteres wird 1926 in einer Ausstellung der Anderson Galleries in New York gezeigt und verkauft. Lloyd Goodrich, ein junger Kunstkritiker, erwähnt das eindrucksvolle Bild eines grossen viktorianischen, sich hinter Bahngleisen erhebenden Gebäudes äusserst lobend in seiner Kritik; in der Folge wird er zu einem der engagiertesten Fürsprecher für Hoppers Malerei. Im Sommer und Herbst arbeitet Hopper in Rockland, Maine, und in Gloucester. MET

Die Hoppers kaufen ihr erstes Auto

Edward Hopper, Lighthouse Hill,
Edward Hopper, Lighthouse Hill, 1927, Öl auf Leinwand, 73,8 x 102,2 cm, Dallas Museum of Art, Schenkung Mr. und Mrs. Maurice Purnell © Heirs of Josephine Hopper / 2019, ProLitteris, Zürich Foto: Dallas Museum of Art, Photo by Brad Flowers

1927 kaufen sich die Hoppers ihr erstes Auto, mit dem sie von ihrem Sommeraufenthaltsort Cape Elizabeth, Maine, aus auch abgelegenere Orte erreichen können. Es entstehen die Gemälde Lighthouse Hill (Kat. S. 71) und Captain Upton’s House, die einen Leuchtturm und damit eines der Hauptmotive Hoppers zeigen. Zudem besuchen Josephine und Edward Hopper Portland, Ogunquit und Charlestown, New Hampshire. Im gleichen Jahr malt Hopper The City (Kat. S. 105), das über die Frank K. M. Rehn Galleries verkauft wird. Artikel über und von Hopper (Lloyd Goodrich, »The Paintings of Edward Hopper«, und Edward Hopper, »John Sloan and the Philadelphians«, beide in: The Arts) steigern seinen anntheitsgrad. Während des Sommeraufenthalts in Gloucester im Jahr 1928 entstehen 13 Aquarelle und drei Ölbilder, darunter BekFreight Cars, Gloucester (Kat. S. 55). Anfang 1929 wird ein Artikel über Hopper in Vanity Fair veröffentlicht (Forbes Watson, »A Note on Edward Hopper«). Im April reisen die Hoppers nach Charleston, South Carolina, und über Charlottesville und Richmond in Virginia sowie Gettysburg, Pennsylvania, zurück nach New York. Den Sommer über halten sie sich in Cape Elizabeth auf, wo Railroad Sunset (Kat. S. 63) entsteht. 

Biennale von Venedig

EH, Cobb’s Barns and Distant Houses, Edward Hopper Kunstwerke, Fondation Beyeler
Edward Hopper, Cobb’s Barns and Distant Houses, 1930–1933, Öl auf Leinwand, 74 x 109,5 cm, Whitney Museum of American Art, New York, Vermächtnis Josephine N. Hoppe © Heirs of Josephine Hopper / 2019, ProLitteris, Zürich, Foto: © 2019. Digital image Whitney Museum of American Art / Licensed by Scala

1930 ist der Künstler erstmals mit einer Arbeit im Amerikanischen Pavillon auf der Biennale von Venedig vertreten. Die Hoppers verbringen zum ersten Mal den Sommer in Truro auf der Halbinsel Cape Cod, Massachusetts. Wie in den darauffolgenden drei Sommern auch mieten sie ein Cottage auf A. Burleigh Cobbs Farm. In den kommenden Jahren festigt sich Hoppers Rang als Künstler durch Ankäufe von Museen und weitere Besprechungen seiner Kunst in der Presse (1931: Guy Pène du Bois, »The American Paintings of Edward Hopper«, in: Creative Art; ders., Edward Hopper, hrsg. vom Whitney Museum of American Art; Juni 1932: Frank Crowninshield, »A Series of American Artists. No. 3 – Edward Hopper«, in: Vanity Fair). 1933 unternehmen die Hoppers eine längere Reise nach Charlestown in New Hampshire, Quebec, Portland und zu den Two-Lights-Leuchttürmen in Cape Elizabeth, Maine, sowie nach Gloucester, Magnolia und Boston in Massachusetts, bevor sie im Oktober nach Truro zurückkehren, um dort Land zu kaufen. Im November findet im New Yorker Museum of Modern Art die erste Retrospektive des zu diesem Zeitpunkt 51-jährigen Künstlers statt. Sie umfasst 25 Ölgemälde und 37 Aquarelle, die anschliessend (1934) zum Arts Club of Chicago weiterreisen. Verantwortlich für die Ausstellung und die begleitende Publikation ist Alfred H. Barr Jr., der auch den einleitenden Katalogtext verfasst. Im Amerikanischen Pavillon der XIX. Biennale von Venedig werden Early Sunday Morning (1930), Lombard’s House (1931; Kat. S. 80) und zwei Radierungen gezeigt. Auf dem in Truro erworbenen Grundstück errichten die Hoppers 1934 ein Atelierhaus, das sie im Juli beziehen und in dem sie fortan fast jeden Sommer und Herbst verbringen.

Als etablierter Maler und auf Reisen, 1935 bis 1949

EH, Road and Houses, South Truro,
Edward Hopper, Road and Houses, South Truro, 1930–1933, Öl auf Leinwand 68,4 x 109,7 cm, Whitney Museum of American Art, New York, Vermächtnis Josephine N. Hopper © Heirs of Josephine Hopper / 2019, ProLitteris, Zürich Foto: © 2019. Digital image Whitney Museum of American Art / Licensed by Scala

Die Verkäufe halten sich zwar in den kommenden Jahren in Grenzen, aber der Künstler ist mit seinen Werken in zahlreichen Ausstellungen vertreten und erhält etliche Preise von Museen (zum Beispiel wird das 1932 gemalte Bild Mrs. Scott’s House 1935 in der Pennsylvania Academy of the Fine Arts ausgestellt und gewinnt die Temple Gold Medal). 1935 stirbt Edward Hoppers Mutter Elizabeth. In diesem Jahr entstehen auch die Gemälde House at Dusk und Shakespeare at Dusk. 1937 findet eine Einzelausstellung mit 32 Ölgemälden, 53 Aquarellen und 11 Radierungen im Carnegie Institute in Pittsburgh statt. Den Sommer verbringen die Hoppers in Truro und in Vermont. 1938 wird das Aquarell Jo Painting (1936) in The 133rd Annual Exhibition in der Pennsylvania Academy of the Fine Arts gezeigt. In diesem Jahr entsteht auch Compartment C, Car 293 (Kat. S. 64). Im März 1939 richtet das Art Institute of Chicago Hopper im Rahmen der Eighteenth International Exhibition eine 26 Arbeiten umfassende Retrospektive seiner Aquarelle ein. Hopper engagiert sich aktiv gegen das von der Works Progress Administration im Rahmen von Franklin D. Roosevelts New Deal organisierte Kunstförderprogramm »Federal Art Project«, weil er glaubt, es würde die künstlerische Mittelmässigkeit fördern. Um sich als Wähler gegen Roosevelt registrieren zu lassen, fährt Hopper 1940 während eines Aufenthalts in Truro sogar eigens zurück nach New York. Lesetipp: Normann Rockwell Biografie → …

Edward Hoppers Bild „GAS“ – Museum of Modern Art, New York

Edward Hopper, Gas, Hoper Ausstellung, Tankstelle,
Edward Hopper, Gas, 1940, Öl auf Leinwand, 66,7 x 102,2 cm, The Museum of Modern Art, New York, Mrs. Simon Guggenheim Fund © Heirs of Josephine Hopper / 2019, ProLitteris, Zürich Foto: © 2019 Digital image, The Museum of Modern Art, New York / Scala, Florence

Im selben Jahr entsteht das Kunstwerk Gas (Kat. S. 91), eines der bekanntesten Hopper-Bilder, das 1942 vom Museum of Modern Art angekauft wird. Von Mai bis Juli 1941 unternehmen die Hoppers eine ausgedehnte Autoreise entlang der Westküste nach Kalifornien, Oregon, Nevada, Utah, Wyoming und Colorado. Unterwegs besucht das Ehepaar Museen und Sammler. Im November entstehen Arnold Newmans Fotografien von Edward Hopper. 1942 malt Hopper das Bild Nighthawks, das zu einer Ikone der modernen amerikanischen Malerei wird. Die Benzinrationierung 1943 verhindert eine Autoreise nach Truro. Stattdessen fahren die Hoppers von Juni bis September mit dem Zug nach Mexiko-Stadt, Saltillo und Monterrey. 1945 wird Hopper zum Mitglied des National Institute of Arts and Letters gewählt. Die Gemälde Rooms for Tourists und Two Puritans (Kat. S. 113) entstehen. Im Mai 1946 unternimmt Hopper eine zweite Mexiko-Reise mit seiner Frau Josephine. Bei ihrer Rückkehr erfahren sie, dass ihr New Yorker Wohnhaus von der New York University gekauft worden ist und ihnen gekündigt werden soll. Ein langer Rechtsstreit um die Kündigung beginnt, den die Hoppers letztlich gewinnen. In ihren Tagebüchern beschreibt Josephine Hopper ihren Mann im Jahr 1947 als antriebslos und depressiv. Er liest viel (unter anderem die Gedichte von Robert Frost) und geht ins Kino. Im Februar 1948 muss Hopper sich einer Prostata-Operation unterziehen. 1949, 1950, 1954, 1958 und 1967 folgen weitere längere Krankenhausaufenthalte. Auf der XXIV. Biennale von Venedig wird Compartment C, Car 293 ausgestellt. Das Magazin Time veröffentlicht eine Hopper-Coverstory. 1949 erscheint Lloyd Goodrichs Edward-Hopper-Monografie. Berenice Abbott fotografiert Hopper in seinem Atelier. MoMA

Edward Hoppers späte Jahre, 1950 bis 1967

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Edward Hopper, Portrait of Orleans, 1950, Öl auf Leinwand, 66 x 101,6 cm, Fine Arts Museums of San Francisco, Schenkung Jerrold und June Kingsley © Heirs of Josephine Hopper / 2019, ProLitteris, Zürich Foto: Randy Dodson, The Fine Arts Museums of San Francisco

In seinem letzten Lebensabschnitt werden Hopper viele Ehrungen zuteil: Er erhält drei Ehrendoktortitel (1950 vom Art Institute of Chicago, 1953 von der Rutgers University und 1965 vom Philadelphia College of Art); ihm wird unter anderem die Gold Medal des National Institute of Arts and Letters (1955) verliehen, er wird in die Academy of Arts and Letters aufgenommen (1956), erhält den »Art in America«-Preis (1960) und die Edward MacDowell Medal für herausragende Verdienste um die Kunst (1966). 1950 findet eine von Lloyd Goodrich organisierte Hopper-Retrospektive im Whitney Museum of American Art statt. Gezeigt werden 73 Ölgemälde, 60 Aquarelle und 17 Zeichnungen aus der Zeit zwischen 1907 und 1949. Anschliessend ist die Ausstellung im Museum of Fine Arts in Boston und im Detroit Institute of Arts zu sehen. Im September halten sich die Hoppers in Orleans auf Cape Cod auf. Portrait of Orleans (Kat. S. 89) und Cape Cod Morning (Kat. S. 115) entstehen. Charles Burchfield veröffentlicht in Art News den Artikel »Hopper: Career of Silent Poetry«. Im Mai 1951 unternehmen Josephine und Edward eine Reise über Chattanooga, Tennessee, nach Mexiko und machen auf dem Rückweg Halt in Santa Fe. 1952 schliesst sich Hopper mit 40 anderen Künstlern zur Gruppe Reality zusammen.

Whitney Museum of Modern Art

Sie protestieren gegen die Bevorzugung abstrakter Kunst durch Museen wie das Museum of Modern Art. Auf der XXVI. Biennale von Venedig werden im Amerikanischen Pavillon 15 Ölgemälde und fünf Aquarelle von Hopper, gemeinsam mit Arbeiten von Alexander Calder, Stuart Davis und Yasuo Kuniyoshi, ausgestellt. Im Dezember fahren die Hoppers über El Paso, Texas, nach Mexiko und verbringen einen Monat in Mitla, von wo aus sie auch nach Puebla und Laredo reisen. 1955 folgt von März bis Mai ein erneuter Aufenthalt in Mexiko. 1956 wird Early Sunday Morning im Amerikanischen Pavillon der XXVIII. Venedig-Biennale gezeigt. Das Cover der Dezemberausgabe der Time mit dem Titel »The Silent Witness« ist dem Maler gewidmet. 1960 fotografiert Arnold Newman den Künstler vor seinem Haus in Truro. 1963 halten sich der Kritiker Brian O’Doherty und der Fotograf Hans Namuth in Truro auf und begleiten Hopper bei seiner künstlerischen Arbeit. In der Folge dieses Besuchs und weiterer Gespräche des Künstlers mit dem Kritiker erscheint im Dezember 1964 O’Dohertys Artikel »Portrait: Edward Hopper« in Art in America. Im September findet im Whitney Museum of American Art die Ausstellung Edward Hopper statt, in der 74 Ölgemälde, 62 Aquarelle, 27 Radierungen und 21 Zeichnungen gezeigt werden. 1965 stirbt seine Schwester Marion in Nyack. Im November malt er das letzte seiner insgesamt 366 Ölbilder, Two Comedians. Nach einem längeren Krankenhausaufenthalt stirbt der Künstler am 15. Mai 1967 im Alter von 84 Jahren in seinem Atelier. Seine Frau Josephine stirbt am 6. März des darauffolgenden Jahres. Der Nachlass des Künstlers von über 3000 Arbeiten geht an das Whitney Museum of American Art, New York. WHITNEY

Bildgalerie: Werke zur Edward Hopper Ausstellung in der Fondation Beyeler, 2020

Edward Hopper. Ein neuer Blick auf Landschaft – Ticket Service & Online Shop

Edward Hopper Biografie. Ein neuer Blick auf Landschaft. Hrsg. Ulf Küster für die Fondation Beyeler, Riehen / Basel, Texte von Erika Doss, Ulf Küster, David Lubin, Katharina Rüppell, Gestaltung von Richard Pandiscio Deutsch 148 Seiten, 110 Abb. gebunden 30,00 x 27,40 cm ISBN 978-3-7757-4647-2 58,00 € / CHF 62,50. Tickets für die Ausstellung in der Fondation Beyeler können Sie hier einfach und bequem online kaufen und bestellen: Art On Screen – Ticket Service → …

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