Jim Dine. I never look away…

Albertina Wien

Jim Dine, Auf der Ardmore Avenue,
Jim Dine, Auf der Ardmore Avenue, 2009 Albertina, Wien © 2016 Jim Dine, ARS, NY, Bildrecht, Wien

Jim Dine. I never look away. Die Albertina zeigt 60 faszinierende Selbstporträts von Jim Dine – eine repräsentative Auswahl der großzügigen Schenkung des achtzigjährigen Künstlers, die Dine facettenreich präsentiert.

Jim Dine in der Albertina

Art On Screen - NEWS - [AOS] Magazine
Jim Dine Ohne Titel, 2003 © Albertina, Wien 2016 Jim Dine, ARS, NY, Bildrecht, Wien
Jim Dine. I never look away. Die Werkgruppe der Selbstbildnisse erlaubt einen eigenständigen, intensiven und überraschenden Dialog mit Künstler und Werk. Dine experimentiert mit vielseitigen Techniken und Materialien und thematisiert dabei Jugend und Alter, Intimität und Extraversion sowie Serialität und Kreativität auf dem Papier. Seine Selbstporträts ermöglichen neue Einblicke in ein Schaffen, das man schon zu kennen glaubte. Jim Dine zählt neben Andy Warhol und Roy Lichtenstein – missverständlicherweise – zu den gefeierten Stars der amerikanischen Pop Art. 1958 in New York angekommen, wurde er rasch Teil der dortigen, innovativen und dynamischen Kunstwelt. Seine damalige – oberflächlich betrachtet – gegenstandsbezogene Kunst führte dazu, dass der Künstler mit Andy Warhol, Wayne Thiebaud und Roy Lichtenstein zu den Mitbegründern der amerikanischen Popart der 1960er-Jahre gezählt wurde, wodurch die subjektive Dimension seiner Kunst zunächst verstellt war.

Bademäntel, Herzen oder Stiefel

Jim Dine, Dine mit 80 in Paris
Jim Dine, Dine mit 80 in Paris 2, 2015–2016, Albertina, Wien © 2016 Jim Dine, ARS, NY, Bildrecht, Wien

Die damals entstandenen, gegenständlichen Motive wie Bademäntel, Herzen, Werkzeuge oder Stiefel sind vor allem als Platzhalter seiner selbst zu interpretieren, als „Vokabular seiner Gefühle“, wie Dine es selbst erklärt. Die Beschäftigung mit der eigenen Person zieht sich wie ein roter Faden durch sein umfassendes und vielseitiges Oeuvre. Schon als Kind übt der Spiegel auf den Künstler, der 1935 in Cincinnati, Ohio, geboren wurde, eine eigene Faszination aus. Diese wird zur Grundlage für eine intensive Beschäftigung mit dem Selbstbildnis als einem immer wiederkehrenden Motiv. Ab den 1970er-Jahren taucht dieses wieder in seinen Arbeiten auf und bleibt bis heute als Motiv der künstlerischen Selbstreflexion ganz wesentlicher Bestandteil seiner Arbeit. Dine beschäftigt schon immer das Subjektive, das Innerste. Fast zu jeder Zeit ist ein Selbstporträt in Arbeit. Das Selbstbildnis erlaubt dem Künstler, mit sich selbst als Modell, frei und unabhängig von anderen, sich vollkommen seinem Hauptanliegen zu widmen, nämlich ein gutes Kunstwerk zu schaffen und gleichzeitig seinem Verständnis von seinem Ich Raum zu geben.

Selbstporträts Dines

Jim Dine, Blick ins Dunkle, Selbstporträts,
Jim Dine, Blick ins Dunkle, 1984 Albertina, Wien © 2016 Jim Dine,ARS, NY, Bildrecht, Wien

Die Selbstporträts Dines beschreiben immer wieder aufs Neue den invarianten Kern des Menschen: seinen Charakter, seine Standfestigkeit und Entschlossenheit, seinen intransigenten Ernst, und dies in monomanischer Ausschließlichkeit. Jedes einzelne Werk legt Zeugnis ab für die Unmittelbarkeit, mit der der Amerikaner seine Gesichtszüge studiert. Daher rührt auch die Glaubwürdigkeit und Echtheit der Empfindung dieser Selbstbildnisse. Jedes einzelne ist wieder und wieder das unmittelbare Ergebnis einer scheinbar einmaligen Begegnung im Spiegel. Der Künstler erarbeitet sich sein Gesicht jedes Mal neu – diese unermüdliche Konsequenz macht die Kraft seiner Selbstporträts aus.

Ich in Apetlon

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Jim Dine, Ich in Apetlon, 2016, Albertina, Wien © 2016 Jim Dine, ARS, NY, Bildrecht, Wien
Erst kürzlich entstand die jüngste Arbeit mit dem Titel Ich in Apetlon, eine Lithografie, in der burgenländischen Druckwerkstatt Chavanne. Einmal mehr ist das Selbstporträt Ausdruck der Leidenschaft und Begeisterung Jim Dines für druckgrafische Techniken, in denen und mit denen er zahlreiche zentrale Arbeiten geschaffen hat – nicht zuletzt auch durch einen sehr innovativen Umgang mit traditionellen Techniken. Dabei betont der Künstler auch stets die große Bedeutung der Zusammenarbeit mit den jeweiligen DruckerInnen, nicht nur, weil sie ein Gegenpol zur einsamen Arbeit im Atelier darstellt, sondern weil in dieser Kooperation auch kreativer Austausch und produktive Umsetzung stattfinden.

Der zeichnende Maler

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Jim Dine, Auf der Ardmore Avenue, 2009 Albertina, Wien © 2016 Jim Dine, ARS, NY, Bildrecht, Wien
Jim Dine bezeichnet sich als „zeichnenden Maler“ und ist zu Recht davon überzeugt, dass er in keine Kunstrichtungen oder Ismen einzugliedern ist. Der freie und unkonventionelle Umgang mit den Möglichkeiten von Malerei, Zeichnung und Druckgrafik und die fortwährende Konzentration auf die eigene Person als Inhalt und Motiv sind Ausdruck der zutiefst individuellen Dimension seiner Kunst. Die monumentalen Selbstbildnisse spielen eine fundamentale Rolle, illustrieren sie doch die unbeirrbare Introspektion sowie die ruhige, konzentrierte Kreativität des Künstlers. Die Basis dieser Ausstellung bildet die großzügige Schenkung, die Jim Dine im vorigen Jahr der Albertina überlassen hat. Sie umfasst über 230 Selbstporträts, die von den 1950er-Jahren bis heute in den unterschiedlichsten Techniken entstanden sind – Zeichnungen, Druckgrafiken und Fotografien. Das Konvolut ist Teil seines Archivs, wie Jim Dine es bezeichnet, das er auf verschiedene Museen aufgeteilt hat und aufteilt.

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Mein Spiegelreflex

Wenn ich an einem Spiegel oder einer reflektierenden Oberfläche vorbeigehe, werfe ich, aus welchem Winkel auch immer, einen gründlichen Blick auf mein Gesicht. Diese Gewohnheit stammt aus der Kindheit. Ich bin es, der mich selbst beobachtet, um in der Sekunde, in der ich mich selbst im Spiegelbild wahrnehme, das sogenannte Selbstporträt zu revidieren, zu formen. Ich kann dann ohne Kreide oder Stift im Kopf korrigieren, eine versehentliche Linie ausradieren und spüre auch das psychologische Moment, wenn mein Gesicht so aussieht, als hätte ich es noch nie zuvor gesehen. Ich sehe nie weg. Jim Dine, Paris 2016. [Quelle: Albertina] Jim Dine. I never look away bis zum 2. Oktober2016 in der Albertina Wien, täglich 10.00 bis 18.00 Uhr, mittwochs 10.00 bis 21.00 Uhr. Art On Screen – Ticket Service. Tickets für Ausstellungen & Events können Sie einfach und bequem hier online bestellen → …

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