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Ironisch formulierte Gesellschaftskritik köstlich aufbereitet.
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Mit „CARL SPITZWEG – ERWIN WURM. Köstlich! Köstlich?“ präsentiert das Leopold Museum Wien die erste Ausstellung von Carl Spitzweg in Österreich und zeigt ein ungemein zeitloses und verblüffend aktuelles OEuvre. In der von Leopold Museum-Direktor Hans-Peter Wipplinger kuratierten Schau trifft der dem Biedermeier zugeordnete, ironisch-humorvolle deutsche Maler Carl Spitzweg (1808–1885) auf Erwin Wurm (geb. 1954), den Meister des erweiterten Skulpturbegriffs.
Ironisch formulierte Gesellschaftskritik köstlich aufbereitet.
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Die Ausstellung fokussiert mit rund 100 Gemälden und Grafiken sowie Buchillustrationen auch erstmals – entgegen der mit dem Biedermeier verbundenen Vorstellungen von Beschaulichkeit und kleinbürgerlicher Idylle – explizit auf Spitzwegs gesellschafts- und zeitkritisches Werk, das die Brüche und Konflikte seiner Zeit künstlerisch dokumentiert. Gleichzeitig erschließt die Auseinandersetzung mit Spitzwegs Schaffen die Aktualität seiner Themen, die sich in der „Generation Biedermeier“ des 21. Jahrhunderts wiederfinden und durch 15 präzise gesetzte Interventionen von Erwin Wurm verdeutlicht werden, die mittels der Strategie „Humor als Waffe“ agieren.
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Der epochenübergreifende, dialogische Ansatz der Ausstellung lässt sich über die einzelnen thematischen Kapitel der Präsentation nach verfolgen. So treten etwa die kleinstädtischen Bilder Carl Spitzwegs, die durch eine präzise und detailreiche Konzeption getragen sind, im ersten Raum in einen Dialog mit Erwin Wurms Arbeit Narrow House von 2010. Spitzwegs Werke gleichen hierbei nur auf den ersten Blick idyllischen Stadtszenarien, die mit volkstümlich gekleidetem Personal – vornehmlich Wachposten, Musikanten, Sänger und weibliche Darstellerinnen – bevölkert sind. Bei genauerer Betrachtung zeichnen sich feudale, hierarchische, patriarchalische und autoritäre Strukturen ab, die auf das System bornierter Beschränkungen verweisen, das geprägt war von den in Spitzwegs Epoche gültigen Moralvorstellungen. Den Eindruck von kleinlichem Gewinkel vermittelt auch Wurms Arbeit Narrow House, die das Elternhaus des Künstlers in Volumen und Proportionen verändert zitiert, um damit auf die gesellschaftliche Enge vergangener Jahrzehnte zu reflektieren.
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Zahlreiche Werke Carl Spitzwegs offenbaren auch seine subversive Haltung gegenüber den Mächten des Staates, seien es Zollbeamte, Wachposten oder Bürgersoldaten. Die Beschäftigungslosigkeit der Uniformierten in den friedlichen Zeiten nach den Napoleonischen Kriegen verleitete Spitzweg zu grotesken Darstellungen wie strickenden Soldaten. Doch Spitzweg scheute auch nicht vor der Thematisierung von Korruption und Ungerechtigkeit im Überwachungsstaat zurück. Die Aktualität dieser Themen wird durch Erwin Wurms Arbeit New York Police Cap Gold von 2010 unterstrichen, welche der Polizeikappe überdimensionale Größe verleiht und die Betrachtenden dazu einlädt, sich unter dieses nicht nur schützend, sondern auch bedrohlich wirkende Symbol des Rechtsstaates zu stellen.
Weitere Bereiche der Ausstellung widmen sich Carl Spitzwegs Passion der Darstellung widersprüchlicher Charaktere, die den Künstler nicht nur als Chronisten seiner Zeit, sondern insbesondere auch als sensiblen Psychologen erkennen lassen. So finden sich in seinen Bildern scheinbar fromme Mönche, die sich vermeintlich asketisch von der Zivilisation in ihre Eremitenhöhle zurückgezogen haben, hier jedoch einer durchaus lustorientierten Lebensweise frönen. Auch ins Schrullige gesteigerte Gelehrten-Darstellungen, mit welchen Spitzweg die Wissenschaftsgläubigkeit seiner Zeit ironisierte, finden sich in vielen Arbeiten des Künstlers. Zu ihnen gesellen sich Erzählungen von Spießbürgern in ihrer Freizeitbeschäftigung als „Sonntagsjäger“ und vom nicht nur realen, sondern auch moralisch gesehenen rechten Weg abkommenden „Schulmeisterlein“.
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Ihr Gegenüber finden die Spitzweg’schen Antihelden in One Minute Sculptures und anderen Werken Erwin Wurms, welche oftmals – ebenso wie Spitzwegs Gemälde – Situationskomik mit einer gesellschaftskritischen Note vermengen. Beide OEuvres verbindet somit – wie die Ausstellung aufzeigt – ein kritisch-reflektierter Humor, der als Waffe eingesetzt, den Alltag aus anderer Perspektive zeigt und damit vielschichtige Dimensionen evoziert.
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CARL SPITZWEG – ERWIN WURM. Köstlich! Köstlich? 25. März bis 19. Juni 2017. Leopold Museum. Geöffnet täglich außer Dienstag, 10-18 Uhr, Donnerstag bis 21 Uhr, im Juni täglich geöffnet.
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