Egon Schiele: Biografie, Leben und berühmte Werke des österreichischen Malers des Expressionismus

Egon Schiele: 1890–1918

Egon Schiele, im Hintergrund das Gemälde Waldandacht
JOHANNES FISCHER, Egon Schiele, im Hintergrund das Gemälde „Waldandacht“ II, 1915 © Leopold Privatsammlung, Foto: Leopold Museum, Wien/Manfred Thumberger

Egon Schiele: Biografie. Schiele kommt am 12. Juni 1890 in Tulln als einziger Sohn von Adolf (1850–1904) und Marie Schiele (1862–1935), geb. Soukup, zur Welt. Neben Gustav Klimt und Oskar Kokoschka zählt Egon Schiele zu den bedeutendsten bildenden Künstlern der Wiener Moderne. Das Leopold Museum in Wien beherbergt die weltweit bedeutendste Sammlung an Schiele Werken, berühmten Gemälden, Aquarellen, Zeichnungen, Skizzen und Fotografien.

„Ich bin Mensch, ich liebe den Tod und liebe das Leben.“ Schiele,1890–1918

Egon Schieles Familie und seine Schulzeit, 1890–1905

Egon Schiele, im Hintergrund das Gemälde Waldandacht, Waldandacht, Schiele Porträt,
JOHANNES FISCHER, Egon Schiele, im Hintergrund das Gemälde „Waldandacht“ II, 1915 © Leopold Privatsammlung, Foto: Leopold Museum, Wien/Manfred Thumberger

Egon Schiele kommt am 12. Juni 1890 in Tulln als einziger Sohn von Adolf (1850–1904) und Marie Schiele (1862–1935), geb. Soukup, zur Welt. Die Mutter stammt aus der südböhmischen Stadt Krumau (heute Ceský Krumlov), der Vater aus einer norddeutschen Familie. Als Stationsvorstand von Tulln wohnt er mit seiner Familie in einer Dienstwohnung im ersten Stock des Bahnhofsgebäudes. Nach zwei älteren Schwestern, Elvira (1883–1893) und Melanie (1886–1974), wird 1894 Gertrude (†1981) geboren. Sie steht Egon Schiele schon früh Modell.

Zwischen 1896 und 1900 besucht Egon Schiele die Volksschule in Tulln. Er zeichnet bereits eifrig Züge und den Bahnhof. 1901 wird er aufs Realgymnasium in Krems geschickt, doch wechselt er wegen mangelnden Schulerfolges 1902 an das Obergymnasium in Klosterneuburg. Schieles schulische Leistungen bleiben mäßig, er widmet sich lieber seinen Skizzenbüchern.

EGON SCHIELE, Kniende in orange-rotem Kleid
EGON SCHIELE | Kniende in orange-rotem Kleid | 1910 © Leopold Museum, Wien | Foto: Leopold Museum, Wien/Manfred Thumberger

Ab 1902 verschlechtert sich der Gesundheitszustand des Vaters. Im Herbst 1904 wird er dienstunfähig und die Familie übersiedelt nach Klosterneuburg. In der Silvesternacht desselben Jahres stirbt Adolf Schiele an syphilisbedingter progressiver Paralyse. Sein Tod stellt einen großen Verlust für den Sohn dar. Sein konservativer Onkel Leopold Czihaczek übernimmt die Vormundschaft. Ab dieser Zeit nützt Egon Schiele gemeinsam mit seiner Schwester Gerti die Freikarte der Staatsbahn, die den beiden Halbwaisen zusteht. Mehrmals fahren sie nach Triest, wo ihre Eltern die Hochzeitsnacht verbracht hatten.

Aufnahme an der Akademie der bildenden Künste, 1906–1908

Wegen des schlechten Schulerfolgs werden für Egon Schiele andere Ausbildungswege in Erwägung gezogen, einige Lehrer befürworten eine künstlerische Ausbildung. Im Herbst 1906 bewirbt er sich erfolgreich um die Aufnahme an der Akademie der bildenden Künste in Wien, der renommiertesten Kunstschule der Monarchie. In der Folge übersiedelt Egon Schiele gemeinsam mit seiner Mutter und den Schwestern nach Wien. Unter seinen Kommilitonen findet er schnell Gleichgesinnte. Oskar Kokoscka Biografie → …

Egon Schiele, Gustav Klimt im blauen Malerkittel, 1913
Egon Schiele, Gustav Klimt im blauen Malerkittel, 1913 © Privatbesitz

Egon Schiele sucht im Jahr 1907 erstmals Kontakt zu Gustav Klimt, dem gefeierten Meister des Wiener Jugendstils. Klimt wird einer seiner wichtigsten Impulsgeber und vermittelt ihm Kontakte zu Sammlern. Ab 1907 mischen sich in Egon Schieles Palette die vom Jugendstil propagierten Farbtöne und Flächenformen und auch das quadratische Format prägt zunehmend seine Bildwerke: Der Einfluss von Gustav Klimt ist unverkennbar.

Im Mai 1908 beteiligt sich Egon Schiele in Klosterneuburg erstmals an einer Ausstellung. Heinrich Benesch, Zentralinspektor der Südbahn, wird auf den jungen Künstler aufmerksam. Obwohl nicht wohlhabend, sollte Benesch einer der wichtigsten Sammler von Egon Schieles Papierarbeiten werden – heute der Schiele-Bestand der Wiener Albertina.

1908/09 rückt Schiele in die Allgemeine Malklasse von Christian Griepenkerl auf, einem der Hauptvertreter der Wiener Ringstraßenmalerei. Das Verhältnis zum konservativen Professor ist von Anfang an schwierig, und Egon Schiele erhält in fast allen Fächern nur ein „Genügend“.

Internationale Kunstschau – erste Gruppenausstellung, 1909

Auf Einladung von Gustav Klimt erhält Egon Schiele im Sommer 1909 die Möglichkeit, in der Internationalen Kunstschau in Wien auszustellen. Dadurch ergeben sich Kontakte zum Architekten und Designer Josef Hoffmann und der Wiener Werkstätte. Nach gravierenden Auseinandersetzungen mit Griepenkerl gründen einige Studenten die Neukunstgruppe – Schiele ist Präsident und Sekretär zugleich. Ihre erste Gruppenausstellung findet Ende 1909 im Kunstsalon Pisko am Schwarzenbergplatz statt. Anton Faistauer entwirft das Ausstellungsplakat, Egon Schiele verfasst das Manifest:

„Es gibt nur wenig, ganz wenig Neukünstler. Erkorene. Der Neukünstler muß unbedingt er selbst sein; er muß Schöpfer sein; er muß unvermittelt, ohne all das Vergangene und Hergebrachte zu benützen, ganz allein den Grund in sich haben, auf dem er baut.“

Schieles Durchbruch zur eigenen Ausdruckskunst, 1910

Egon Schiele, Selbstbildnis in gestreiftem Hemd,
Egon Schiele, Selbstbildnis in gestreiftem Hemd, 1910 © Leopold Museum, Wien, Inv. 1458

Das Jahr 1910 markiert für Egon Schiele den Durchbruch zur eigenen, einzigartigen Ausdruckskunst. Der Bruch mit der Akademie bedeutet auch eine Abkehr von den ästhetisch-dekorativen Konventionen des Jugendstils. Er vollzieht in einer Serie von rasch entstehenden Aquarellen und Gemälden die Wende zu einem Expressionismus radikalster Art. In einem Brief an den Kunsthistoriker Josef Strzygowski schreibt Schiele im November 1910:

„Ich bin durch Klimt gegangen bis März. Heute glaub ich bin ich der ganz andere“.

Fast abrupt treten die von Ornament und Flächenbezug ausgehenden Gestaltungsmuster des Jugendstils in den Hintergrund. Stattdessen macht der Künstler Egon Schiele den Körper und seine Gebärden zum Bildgegenstand. Betörende Schönheit und tragische Hässlichkeit, scharfkantige Lineatur und denaturierte Koloristik verbinden sich in den gespannten und doch zerbrechlichen Figuren zu einer psychologischen Wahrheitsfindung hinter allem schönen Schein.

Egon Schiele, Moa, Tänzerin Moa Mandu,
Egon Schiele, Moa, 1911 © Leopold Museum, Wien, Inv. 2310

Zur selben Zeit verfasst der junge Künstler Egon Schiele unter dem Einfluss von Arthur Rimbaud Gedichte. Poetische Titel begleiten von nun an auch seine Bilder. Das pantomimische Talent des kurzzeitig sehr engen Freundes Erwin Dominik Osen und dessen exzentrischer Charakter beeindrucken Egon Schiele nachhaltig. Auch die Tänzerin Moa Mandu steht Schiele öfters Modell. Aus einer Begegnung mit dem Künstler Max „Mopp“ Oppenheimer entwickelt sich eine längere Freundschaft, die monatelanges gemeinsames Arbeiten und gegenseitiges Modellstehen inkludiert. Auf der Universitätsfrauenklinik in Wien porträtiert Schiele mit Erlaubnis des dort tätigen Gynäkologen Dr. Erwin von Graff Schwangere und Neugeborene – eine weitere Formulierung der ihn in Bann haltenden existenziellen Themen Sexualität, Fruchtbarkeit, Geburt, Gebrechlichkeit und Tod.

EGON SCHIELE, Bildnis Dr. Erwin von Graff
EGON SCHIELE, Bildnis Dr. Erwin von Graff, 1910 © Privatbesitz, New York, Courtesy Neue Galerie New York

Egon Schieles Beiträge für verschiedene Ausstellungen erhalten positive Resonanz. Zunächst findet im Februar 1910 im Klub Deutscher Künstlerinnen in Prag die zweite Ausstellung der Neukunstgruppe statt. Neben Egon Schiele sind nun u. a. Hans Böhler, Anton Faistauer, Albert Paris Gütersloh und Rudolf Kalvach vertreten. Die Gruppe schmiedet weitreichende Pläne an der Schnittstelle von Malerei und Literatur.

Auf Einladung von Josef Hoffmann, dem Leiter der Wiener Werkstätte, nimmt Egon Schiele an der Ersten Internationalen Jagdausstellung in der Rotunde im Wiener Prater teil, die von Mai bis Oktober 1910 läuft. Egon Schiele zeigt einen heute verschollenen lebensgroßen sitzenden Frauenakt. Angeblich soll sich Kaiser Franz Joseph (Eine Audienz ganz anderer Art →) beim Anblick des Werkes mit den Worten „Das ist ja ganz entsetzlich“ abgewandt haben.

Egon Schiele lernt „Wally“ Neuzil kennen und lieben, 1911

Egon Schiel, Bildnis Wally Neuzil, LEOPOLD MUSEUM, Art On Screen - [AOS] Magazine - NEWS
Egon Schiel, Bildnis Wally Neuzil, 1912 © Leopold Museeum, Wien, INV 453
Der Künstler Paris von Gütersloh schreibt einen eindrucksvollen Essay über Egon Schiele. Der Kunstkritiker Arthur Roessler wird Schieles Förderer und publiziert über ihn. Es kommt zur ersten Kollektivausstellung in der Galerie Miethke und zur Verbindung mit dem Münchner Kunsthändler Hans Goltz. Im November wird Schiele in die Künstlervereinigung Sema aufgenommen, der auch Paul Klee und Alfred Kubin angehören. Im Frühjahr lernt er Walburga „Wally“ Neuzil als Modell kennen und lieben. Gemeinsam übersiedeln sie nach Krumau (heute Ceský Krumlov), in die Geburtsstadt seiner Mutter. Dort beginnt für Egon Schiele eine der künstlerisch fruchtbarsten Zeiten. Doch die freie Lebensgemeinschaft mit Wally Neuzil und das Aktzeichnen im Freien erregen Ärgernis, und bereits im Frühsommer müssen sie Krumau wieder verlassen. Schiele lässt sich bald darauf in Neulengbach nieder, einer kleinen Landgemeinde in der Nähe von Wien. Er genießt die Natur und gedenkt, für immer dortzubleiben. Egon Schiele, Selbstbildnis mit Pfauenweste, 1911 → …

Schieles Untersuchungshaft & Freispruch, 1912

EGON SCHIELE, Mutter und Kind,
EGON SCHIELE, Mutter und Kind,1912 © Leopold Museum, Wien, Foto: Leopold Museum, Wien/Manfred Thumberger

Die Zeit des frühen künstlerischen Höhenflugs wird jäh unterbrochen: Im April wird Egon Schiele beschuldigt, ein Mädchen entführt und sich an Jugendlichen vergangen zu haben. Drei Wochen verbringt Schiele in Untersuchungshaft in Neulengbach. Schließlich wird er vom Vowurf des Missbrauchs freigesprochen, doch weil die Kinder, die ihn in seinem Haus besuchten, dort Aktzeichnungen an den Wänden sehen konnten, verurteilt man ihn zu drei Tagen Arrest. Eine schwere persönliche Krise ist die Folge. Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis im Mai 1912 kehrt Schiele nach Wien zurück. Im Sommer unternimmt er einige Reisen und besucht alte Lieblingsorte wie Triest, wo Studien nach Booten im Hafen entstehen. Im August fährt er nach München, wo er Werke der deutschen Expressionisten sieht. Wally Neuzil begleitet den Künstler an den Wörthersee in Kärnten und an den Bodensee in Vorarlberg.

In der von Mai bis September stattfindenden Internationalen Sonderbundausstellung in Köln – eine der bedeutendsten Ausstellungen der Vorkriegszeit, in der über 600 Exponate einen repräsentativen Überblick über das zeitgenössische Kunstschaffen lieferten – werden auch drei Gemälde von Schiele gezeigt.

Im Sommer beginnt ein reger Kontakt zwischen Schiele und dem deutschen Kunstmäzen Karl Ernst Osthaus, Museumsgründer und Vorsitzender der Künstlervereinigung Sonderbund. Osthaus organisiert im Hagener Folkwang Museum eine Ausstellung und zeigt parallel Werke Wilhelm Lehmbrucks und Egon Schieles. Im Zuge dieser Schau kauft Osthaus das Bild „Tote Stadt“ (VI) für die Sammlung an. Es ist der erste Ankauf eines Schiele-Werks durch ein Museum.

Im Oktober findet Schiele ein geeignetes Atelier in der Hietzinger Hauptstraße 101 im 13. Wiener Gemeindebezirk, das er bis zu seinem Lebensende nützen wird. Egon Schiele lässt die Wände weiß streichen, alle Einrichtungsgegenstände hingegen hält er in verschiedenen Schwarztönen. Egon Schiele, Selbstbildnis mit Lampionfrüchten, 1912 →

Schieles Liebesbeziehung mit Wally Neuzil

The Heidi Horten Collection, EGON SCHIELE, DAMENBILDNIS (WALLY NEUZIL), 1912 © Courtesy Heidi Horten Collection, Art On Screen - News - [AOS] Magazine
EGON SCHIELE, DAMENBILDNIS (WALLY NEUZIL), 1912 © Courtesy Heidi Horten Collection
Wally Neuzil ist zu dieser Zeit sein wichtigstes, allerdings nie sein einziges Modell. Sie posiert für den Künstler nicht unentgeltlich, sondern bekommt, wie seine anderen Berufsmodelle, die Sitzungen bezahlt. Überdies unterstützt sie ihn bei den alltäglichen Geschäften. Schiele verheimlicht seine Liebesbeziehung mit Wally Neuzil weder vor seinen Gönnern und Sammlern noch vor seiner Familie. Gustav Klimt stellt den Kontakt zu dem bedeutenden Kunstsammler und Industriellen August Lederer her. Das Ehepaar August und Serena Lederer gehört zu den wichtigsten Sammlern der Werke von Gustav Klimt, ihr Sohn Erich wird Egon Schieles Schüler und Freund. Weihnachten und Neujahr verbringt Egon Schiele mit der Familie Lederer auf deren Besitzungen im ungarischen Györ. Egon Schieles, Damenbilnis (Wally Neuziel), wurde erstmals in Europa in der Ausstellung: The Heidi Horten Collection → … im Leopold Museum präsentiert)

Egon Schieles Ansehen steigt, 1913

Egon Schiele, Trauernde Frau
Egon Schiele, Trauernde Frau, 1912 © Leopold Museum, Wien, Foto: Leopold Museum, Wien/Manfred Thumberger

Egon Schieles Ansehen als Künstler steigt. Am 17. Januar 1913 wird er in den Bund Österreichischer Künstler, dessen Präsident Gustav Klimt ist, aufgenommen. Ausstellungsbeteiligungen in Budapest, München, Düsseldorf, Dresden und Berlin folgen. Von Juni bis Juli veranstaltet die Münchner Galerie Goltz eine große Einzelausstellung. In Wien nimmt Schiele an der Internationalen Schwarz-Weiß-Ausstellung und an der 43. Ausstellung der Wiener Secession teil. Außerdem wird er Mitarbeiter der Berliner Zeitschrift Die Aktion, in der einige seiner Zeichnungen und Prosagedichte veröffentlicht werden. Schiele reist erneut nach Triest, besucht Salzburg und München und erholt sich gut einen Monat am Ossiacher See in Kärnten. Gemeinsam mit Wally Neuzil macht er im Frühjahr einen Ausflug nach Maria Laach am Jauerling und trägt sich dort künstlerisch ins Gästebuch ein. Während der Sommermonate verbringen die beiden eine Woche in Krumau. Lesetipp: Der Beethovenfries von Gustav Klimt und die Wiener Secession → …

Erster Weltkrieg, 1914

EGON SCHIELE, Entschwebung, Die Blinden
Egon Schiele, Entschwebung (»Die Blinden« II), 1915 © Leopold Museum, Wien, Inv. 467

Im Haus gegenüber von Egon Schieles Atelier in der Hietzinger Hauptstraße befindet sich die Wohnung der Familie Harms. Anfang 1914 entwickelt sich eine Tändelei mit den beiden Töchtern Edith und Adele. Über Hans Goltz in München erhält Schiele das Angebot eines längeren Aufenthalts in Paris, er tritt die Reise allerdings nie an. Egon Schiele zieht auch Berlin oder München als künftigen Lebensmittelpunkt in Betracht. Als Thronfolger Franz Ferdinand am 28. Juni 1914 in Sarajevo ermordet wird, erklärt Österreich-Ungarn Serbien den Krieg. Drei Tage später folgt die Generalmobilmachung. Der Künstler Schiele teilt die unter vielen Künstlern verbreitete patriotische Begeisterung für den Krieg nicht. Er beginnt mit neuen Techniken zu experimentieren. Im Frühjahr lässt er sich vom Maler und Grafiker Robert Philippi in die druckgrafischen Techniken Holzschnitt und Radierung einführen. In Zusammenarbeit mit den Fotografen Anton Josef Trcka und Johannes Fischer experimentiert Egon Schiele mit fotografischen Selbstbildnissen. Schieles Ausstellungsbeteiligungen nehmen ungeachtet des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges zu. Erstmals nimmt er in diesem Jahr auch an Ausstellungen außerhalb der österreichisch-ungarischen Monarchie teil – in Rom, Brüssel und Paris.

Egon Schiele trennt sich von Wally Neuzil, 1915–1917

Kniendes Mädchen, auf beide Ellbogen gestützt,
Egon Schiele, Kniendes Mädchen, auf beide Ellbogen gestützt, 1917 © Leopold Museum, Wien, Foto: Leopold Museum, Wien/Manfred Thumberger

Im Frühjahr 1915 trennt sich Schiele von Wally Neuzil, Edith Harms hatte „klare Verhältnisse“ gefordert. Ende Mai 1915 muss er erneut zur Musterung und wird für tauglich befunden. Wenige Tage davor heiratet er Edith Harms. Nach einer kurzen Hochzeitsreise wird Schiele mit tausenden anderen jungen Männern einberufen. Nach der Grundausbildung wird er nach Wien versetzt, wo er Schützengräben aushebt und russische Kriegsgefangene bewacht. Für die künstlerische Tätigkeit bleibt wenig Zeit. Im Dezember 1915 kann er in der Berliner Secession ausstellen. Unter anderem hängt Entschwebung gegenüber von Gustav Klimts Tod und Leben. Im Mai 1916 wird er in ein Lager für gefangene russische Offiziere nach Niederösterreich versetzt. Er porträtiert diese, jedoch nicht als Teil einer anonymen Masse, sondern zutiefst persönlich und nach ihrem menschlichen Wesen. Im Januar 1917 erfolgt die Abkommandierung nach Wien; seine Vorgesetzten fördern Schiele in seiner künstlerischen Arbeit. Egon Schiele beginnt Projekte für die Zeit nach dem Krieg anzudenken:

„Wir wissen, daß die Zeit des kommenden politischen Friedens die große Auseinandersetzung bringen wird zwischen den materialistischen Tendenzen unserer Zivilisation und jenen Resten edler Kultur, die uns das merkantile Zeitalter noch gelassen hat.“

Secessions-Ausstellung – Die Tafelrunde, 1918

Egon Schiele, Die Frau des Künstlers,
Egon Schiele, Die Frau des Künstlers, Edith Schiele, 1917 © Belvedere, Wien

Das Jahr 1918 bringt für Schiele mit der 49. Secessions-Ausstellung, wo von ihm 19 Ölgemälde und fast 30 Zeichnungen präsentiert werden, den Durchbruch. Er verkauft fünf Gemälde und einige Zeichnungen. Die Österreichische Galerie Belvedere (Schloss Belvedere – Vision & Sound → …) erwirbt das Porträt von Edith ( Edith die Frau des Künstlers Egon Shiele) – der erste Ankauf eines Schiele-Gemäldes von einem österreichischen Museum. Sein Ausstellungsplakat für die 49. Secessionsausstellung, Die Tafelrunde, wird zum Manifest der Künstlerfreundschaft. Der Künstler Egon Schiele sitzt der Tafel vor, ihm gegenüber wäre der Platz Gustav Klimt zugedacht gewesen. Doch dieser war am 6. Februar den Folgen eines Schlaganfalls erlegen:

„Ein Künstler voll unglaublicher Vollendung – Ein Mensch voll seltener Tiefe – Sein Werk ein Heiligtum.“

Tafelrunde, Plakat für die 49. Ausstellung der Wiener Secession
Egon Schiele, „Tafelrunde“. Plakat für die 49. Ausstellung der Wiener Secession, 1918 © Leopold Museum, Wien | Foto: Leopold Museum, Wien/Manfred Thumberger

Im Oktober erkrankt die schwangere Edith Schiele an der Spanischen Grippe und stirbt am 28. dieses Monats. Egon Schiele zeichnet seine Frau am Totenbett – doch auch er erkrankt. Am 31. Oktober, am Tag der Beerdigung seiner Gattin Edith, stirbt der Künstler Egon Schiele. Seine letzten Worte sollten sich bewahrheiten:

„Der Krieg ist aus – und ich muß gehn. Meine Gemälde sollen in allen Museen der Welt gezeigt werden.“

Leopold Museum → …  Egon Schiele im Leopold Museum in Wien. Tickets für aktuelle Egon Schiele Ausstellungen finden Sie im Art On Screen – Event Kalender. Tickets für die neue Dauerausstellung „Wien um 1900. Aufbruch in die Moderne“ im Leopold Museum können Sie einfach und bequem hier online bestellen → … 

Egon Schiele – Tod und Mädchen, 2016

Der Film „Egon Schiele – Tod und Mädchen“. Anfang des 20. Jahrhunderts ist Egon Schiele einer der provokantesten Künstler in Wien. Er löst Skandale aus und wird wegen angeblicher Schändung einer Dreizehnjährigen vor Gericht gestellt. Sein Leben und sein Werk sind geprägt von Erotik und Vergänglichkeit. Frauen sind der Zündstoff für seine Kunst, vor allem seine jüngere Schwester Gerti und die siebzehnjährige Wally Neuzil. Wally ist wahrscheinlich seine einzige große Liebe, verewigt in dem Gemälde „Tod und Mädchen“. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs bringt den 24jährigen Künstler in eine Lebenskrise. Er opfert Wally“. (Filminstitut.at)

Egon Schiele. Gedenkjahr 2018 – Leopold Museum

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Das Leopold Museum präsentiert im Museums Quartier die weltweit größte und bedeutendste Egon Schiele Sammlung. Auftakt zum Gendenkjahr 2018 → … 

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